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  • cok uzun zamandir böll´ün, es wird etwas geschehen adli hikayesinin türkce cevirisini ariyorum, fakat bulamiyorum. ankara üniversitesi´nin kaynaklarinda bati dil ve edebiyatlari dergisi´nde bir cevirisi yayinlandigi yazmasina ragmen cevirinin kendisi bulunamiyor.

    bu yüzden en kisa zamanda - her ne kadar ceviri konusunda basarali olmasam da - cevirmeye baslayacagim.

    o zamana kadar almanca bilenler icin hikayeyi orjinal halinde kopyaliyorum.

    es wird etwas geschehen

    eine handlungsstarke geschichte

    zu den merkwürdigsten abschnitten meines lebens gehört wohl der, den ich als angestellter in alfred wunsiedels fabrik zubrachte. von natur bin ich mehr dem nachdenken und dem nichtstun zugeneigt als der arbeit, doch hin und wieder zwingen mich anhaltende finanzielle schwierigkeiten - denn nachdenken bringt so wenig ein wie nichtstun -, eine sogenannte stelle anzunehmen.
    wieder einmal auf einem solchen tiefpunkt angekommen, vertraute ich mich der arbeitsvermittlung an und wurde mit sieben anderen leidensgenossen in wunsiedels fabrik geschickt, wo wir einer eignungsprüfung unterzogen werden sollten.

    schon der anblick der fabrik machte mich mißtrauisch: die fabrik war ganz aus glasziegeln gebaut, und meine abneigung gegen helle gebäude und helle räume ist so stark wie meine abneigung gegen die arbeit. noch mißtrauischer wurde ich, als uns in der hellen, fröhlich ausgemalten kantine gleich ein frühstück serviert wurde: hübsche kellnerinnen brachten uns eier, kaffee und toaste, in geschmackvollen
    karaffen stand orangensaft; goldfische drückten ihre blasierten gesichter gegen die wände hellgrüner aquarien. die kellnerinnen waren so fröhlich, daß sie vor fröhlichkeit fast zu platzen schienen. nur starke
    willensanstrengung - so schien mir - hielt sie davon zurück, dauernd zu trällern. sie waren mit ungesungenen liedern so angefüllt wie hühner mit ungelegten eiern. ıch ahnte gleich, was meine leidensgenossen nicht zu ahnen schienen: daß auch dieses frühstück zur prüfung gehöre; und
    so kaute ich hingebungsvoll, mit dem vollen bewußtsein eines menschen, der genau weiß, daß er seinem körper wertvolle stoffe zuführt. ıch tat etwas, wozu mich normalerweise keine macht dieser welt
    bringen würde: ich trank auf den nüchternen magen orangensaft, ließ den kaffee und ein ei stehen, den größten teil des toasts liegen, stand auf und marschierte handlungsschwanger in der kantine auf und ab.

    so wurde ich als erster in den prüfungsraum geführt, wo auf reizenden tischen die fragebogen bereitlagen. die wände waren in einem grün getönt, das einrichtungsfanatikern das wort »entzückend« auf die lippen gezaubert hätte. niemand war zu sehen, und doch war ich so sicher,
    beobachtet zu werden, daß ich mich benahm, wie ein handlungsschwangerer sich benimmt, wenn er sich unbeobachtet glaubt: ungeduldig riß ich meinen füllfederhalter aus der tasche, schraubte ihn auf, setzte mich an den nächstbesten tisch und zog den fragebogen an mich heran, wie choleriker wirtshausrechnungen zu sich hinziehen.

    erste frage: halten sie es für richtig, daß der mensch nur zwei arme, zwei beine, augen und ohren hat?
    hier erntete ich zum ersten male die früchte meiner nachdenklichkeit und schrieb ohne zögern hin: »selbst vier arme, beine, ohren würden meinem tatendrang nicht genügen. die ausstattung des menschen ist kümmerlich.«
    zweite frage: wieviel telefone können sie gleichzeitig bedienen?
    auch hier war die antwort so leicht wie die lösung einer gleichung ersten grades. »wenn es nur sieben telefone sind«, schrieb ich, »werde ich ungeduldig, erst bei neun fühle ich mich vollkommen ausgelastet.«
    dritte frage: was machen sie nach feierabend?
    meine antwort: »ıch kenne das wort feierabend nicht mehr - an meinem fünfzehnten geburtstag strich ich es aus meinem vokabular, denn am anfang war die tat.«

    ıch bekam die stelle. tatsächlich fühlte ich mich sogar mit den neun telefonen nicht ganz ausgelastet. ıch rief in die muscheln der hörer:
    »handeln sie sofort!« oder: »tun sie etwas! - es muß etwas geschehen - es wird etwas geschehen - es ist etwas geschehen - es sollte etwas geschehen.« doch meistens - denn das schien mir der atmosphäre
    gemäß - bediente ich mich des ımperativs.

    ınteressant waren die mittagspausen, wo wir in der kantine, von lautloser fröhlichkeit umgeben, vitaminreiche speisen aßen. es wimmelte in wunsiedels fabrik von leuten, die verrückt darauf waren,
    ihren lebenslauf zu erzählen, wie eben handlungsstarke persönlichkeiten es gern tun. ıhr lebenslauf ist ihnen wichtiger als ihr leben, man braucht nur auf einen knopf zu drücken, und schon
    erbrechen sie ihn in ehren.

    wunsiedels stellvertreter war ein mann mit namen broschek, der seinerseits einen gewissen ruhm erworben hatte, weil er als student sieben kinder und eine gelähmte frau durch nachtarbeit ernährt,
    zugleich vier handelsvertretungen erfolgreich ausgeübt und dennoch innerhalb von zwei jahren zwei staatsprüfungen mit auszeichnung bestanden hatte. als ihn reporter gefragt hatten: »wann schlafen sie
    denn, broschek?«, hatte er geantwortet: »schlafen ist sünde!«

    wunsiedels sekretärin hatte einen gelähmten mann und vier kinder durch stricken ernährt, hatte gleichzeitig in psychologie undheimatkunde promoviert, schäferhunde gezüchtet und war als barsängerin unter dem namen vamp 7 berühmt geworden.

    wunsiedel selbst war einer von den leuten, die morgens, kaum erwacht, schon entschlossen sind, zu handeln. »ıch muß handeln«, denken sie, während sie energisch den gürtel des bademantels zuschnüren. »ıch muß handeln«, denken sie, während sie sich rasieren, und sie blicken
    triumphierend auf die barthaare, die sie mit dem seifenschaum von ihrem rasierapparat abspülen: diese reste der behaarung sind die ersten opfer ihres tatendranges. auch die intimeren verrichtungen lösen
    befriedigung bei diesen leuten aus: wasser rauscht, papier wird verbraucht. es ist etwas geschehen. brot wird gegessen, dem ei wird der kopf abgeschlagen.

    die belangloseste tätigkeit sah bei wunsiedel wie eine handlung aus: wie er den hut aufsetzte, wie er - bebend vor energie - den mantel zuknöpfte, der kuß, den er seiner frau gab, alles war tat.

    wenn er sein büro betrat, rief er seiner sekretärin als gruß zu: »es muß etwas geschehen!« und diese rief frohen mutes: »es wird etwas geschehen!« wunsiedel ging dann von abteilung zu abteilung, rief sein
    fröhliches: »es muß etwas geschehen!« alle antworteten: »es wird etwas geschehen!« und auch ich rief ihm, wenn er mein zimmer betrat, strahlend zu: »es wird etwas geschehen!«

    ınnerhalb der ersten woche steigerte ich die zahl der bedienten telefone auf elf, innerhalb der zweiten woche auf dreizehn, und es machte mir spaß, morgens in der straßenbahn neue ımperative zu erfinden oder das verbum geschehen durch die verschiedenen tempora, durch die verschiedenen genera, durch konjunktiv und ındikativ zu hetzen; zwei tage lang sagte ich nur den einen satz, weil ich ihn so schön fand: »es hätte etwas geschehen müssen«, zwei weitere tage lang einen anderen: »das hätte nicht geschehen dürfen.«

    so fing ich an, mich tatsächlich ausgelastet zu fühlen, als wirklich etwas geschah. an einem dienstagmorgen - ich hatte mich noch gar nicht richtig zurechtgesetzt - stürzte wunsiedel in mein zimmer und rief sein »es muß etwas geschehen!«

    doch etwas unerklärliches auf seinem gesicht ließ mich zögern, fröhlich und munter, wie es vorgeschrieben war, zu antworten: »es wird etwas geschehen!« ıch zögerte wohl zu lange, denn wunsiedel, der sonst selten schrie, brüllte mich an: »antworten sie! antworten sie, wie es
    vorgeschrieben ist!« und ich antwortete leise und widerstrebend wie ein kind, das man zu sagen zwingt: ich bin ein böses kind. nur mit großer anstrengung brachte ich den satz heraus: »es wird etwas geschehen«, und kaum hatte ich ihn ausgesprochen, da geschah tatsächlich etwas:
    wunsiedel stürzte zu boden, rollte im stürzen auf die seite und lag quer vor der offenen tür. ıch wußte gleich, was sich mir bestätigte, als ich langsam um meinen tisch herum auf den liegenden zuging: daß er tot war.

    kopfschüttelnd stieg ich über wunsiedel hinweg, ging langsam durch den flur zu broscheks zimmer und trat dort ohne anzuklopfen ein.
    broschek saß an seinem schreibtisch, hatte in jeder hand einen telefonhörer, im mund einen kugelschreiber, mit dem er notizen auf einen block schrieb, während er mit den bloßen füßen eine
    strickmaschine bediente, die unter dem schreibtisch stand. auf diese weise trägt er dazu bei, die bekleidung seiner familie zu vervollständigen. »es ist etwas geschehen«, sagte ich leise. broschek
    spuckte den kugelstift aus, legte die beiden hörer hin, löste zögernd seine zehen von der strickmaschine.

    »was ist denn geschehen?« fragte er.
    »herr wunsiedel ist tot«, sagte ich.
    »nein«, sagte broschek.
    »doch«, sagte ich, »kommen sie!«
    »nein«, sagte broschek, »das ist unmöglich«, aber er schlüpfte in seine pantoffeln und folgte mir über den flur.
    »nein«, sagte er, als wir an wunsiedels leiche standen, »nein, nein!« ıch widersprach ihm nicht. vorsichtig drehte ich wunsiedel auf den rücken, drückte ihm die augen zu und betrachtete ihn nachdenklich.

    ıch empfand fast zärtlichkeit für ihn, und zum ersten male wurde mir klar, daß ich ihn nie gehaßt hatte. auf seinem gesicht war etwas, wie es auf den gesichtern der kinder ist, die sich hartnäckig weigern, ihren glauben an den weihnachtsmann aufzugeben, obwohl die argumente der spielkameraden so überzeugend klingen.

    »nein«, sagte broschek, »nein.«
    »es muß etwas geschehen«, sagte ich leise zu broschek.
    »ja«, sagte broschek, »es muß etwas geschehen.«

    es geschah etwas: wunsiedel wurde beerdigt, und ich wurde ausersehen, einen kranz künstlicher rosen hinter seinem sargherzutragen, denn ich bin nicht nur mit einem hang zur nachdenklichkeit und zum nichtstun ausgestattet, sondern auch mit einer gestalt und einem gesicht, die sich vorzüglich für schwarze anzüge eignen. offenbar habe ich - mit dem kranz künstlicher rosen in der
    hand hinter wunsiedels sarg hergehend - großartig ausgesehen. ıch erhielt das angebot eines eleganten beerdigungsinstitutes, dort als berufsmäßiger trauernder einzutreten. »sie sind der geborene
    trauernde«, sagte der leiter des ınstituts, »die garderobe bekommen sie gestellt. ıhr gesicht - einfach großartig!«

    ıch kündigte broschek mit der begründung, daß ich mich dort nicht richtig ausgelastet fühle, daß teile meiner fähigkeiten trotz der dreizehn telefone brachlägen. gleich nach meinem ersten berufsmäßigen
    trauergang wußte ich: hierhin gehörst du, das ist der platz, der für dich bestimmt ist.

    nachdenklich stehe ich hinter dem sarg in der trauerkapelle, mit einem schlichten blumenstrauß in der hand, während händels largo gespielt wird, ein musikstück, das viel zu wenig geachtet ist. das friedhofscafé ist mein stammlokal, dort verbringe ich die zeit zwischen meinen beruflichen auftritten, doch manchmal gehe ich auch hinter särgen her, zu denen ich nicht beordert bin, kaufe aus meiner tasche einen blumenstrauß und geselle mich zu dem wohlfahrtsbeamten, der hinter
    dem sarg eines heimatlosen hergeht. hin und wieder auch besuche ich wunsiedels grab, denn schließlich verdanke ich es ihm, daß ich meinen eigentlichen beruf entdeckte,, einen beruf, bei dem nachdenklichkeit
    geradezu erwünscht und nichtstun meine pflicht ist.

    spät erst fiel mir ein, daß ich mich nie für den artikel interessiert habe, der in wunsiedels fabrik hergestellt wurde. es wird wohl seife gewesen sein.
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